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Lisa Weigslberger ist Kreativtrainerin und hilft Menschen dabei, ihr kreatives Potenzial auszuschöpfen und Offenheit für neue Lösungen zu entwickeln. Was sollte man beim Brainstorming beachten und kann jeder kreativ sein? Die Trainerin der Breakout Session „Kreativität“ von The New Where im Interview.
Hi, ich bin Lisa und ich bin Potenzialentfalterin. Wir wissen mittlerweile, dass das menschliche Gehirn zu viel, viel, viel mehr fähig ist, als wir vielleicht mal geglaubt haben. Wir können ein ganzes Leben lang lernen und uns verändern, wenn wir es möchten, weil unser Gehirn immer und immer wieder neue Verknüpfungen schafft. Meine Rolle ist es, die perfekten Rahmenbedingungen zu schaffen, damit meine Klienten in ihre eigene Kraft kommen, ihr eigenes kreatives Potenzial entdecken und entfalten können.
Viele Menschen verbinden mit dem Wort Kreativität künstlerisches Schaffen, aber kreativ können wir in allen Lebensbereichen sein. Für mich persönlich bedeutet Kreativität vor allem Lösungs-Kreativität. Wir leben in dieser vielbeschworenen VUCA-Welt, die sich permanent verändert und neu erfindet. Da ist Kreativität auch im Business nicht mehr nur noch „nice to have“, sondern tatsächlich eine alles entscheidende Fähigkeit – der Innovationsmotor sozusagen.
Lisa ist Gründerin von WeSet und selbstständige Kreativtrainerin, sie hilft ihren Klienten dabei, ihr kreatives Potenzial zu entfalten. Mit verschiedenen Techniken und Methoden schafft sie eine Umgebung, in der Menschen sich wohl und verstanden fühlen - und in der sie angeregt werden, ihren wilden Ideen freien Lauf zu lassen. Die Basis ihrer Trainer- und Coachingleistungen bildet ihre langjährige Erfahrung in der Kreativbranche als Führungskraft, Creative Planner und Consumer Insight Manager, durch die sie bereits vor ihrer Selbstständigkeit zahlreiche kreative Methoden entwickeln und kreative Prozesse begleiten konnte.
Für mich ist es so, dass Kreativität in vielen unterschiedlichen Lebensbereichen stattfindet. Ich bin zum Beispiel jemand, der es liebt, mit Humor zu spielen. Ich bin immer auf der Suche nach einer Gelegenheit für einen kreativen Wortwitz. Außerdem bin ich Perfektionistin. Ich habe für mich festgestellt, wenn ich zunächst mal überhaupt keinen Anspruch habe an meine kreativen Lösungen und ohne Erwartung an die Sache herangehe und einfach nur tue, dann hilft es mir doch immer wieder, indem ich das überarbeite, was schon da ist, zu immer besseren und immer kreativeren Lösungen zu kommen. Und so trickse ich meinen Perfektionismus sozusagen aus.
Definitiv. Ich würde es aber auf keinen Fall Regeln nennen – der Begriff Regel hat etwas Starres und nicht Fluides. Ich halte es eher für eine innere Haltung, mit der ich durchs Leben gehe und mit der ich die Welt entdecke. Diese innere Haltung kann man für den Business-Kontext auf vier Grundsätze herunterbrechen, die uns auch beim Brainstorming enorm helfen, um unser kreatives Potenzial zu entfalten. Aber welche das sind, erfährt man in meiner Breakout Session. Aber vorab: Eine wichtige Grundregel ist es, auf Bestehendem aufzubauen. Man muss die Welt nicht neu erfinden – wir können einfach das nehmen, was schon da ist und daraus etwas Originelles, Kreatives kreieren. Dafür sind wir oft zu eitel – dabei ist jede Idee ein Produkt der Gemeinschaft derer, die an dem Brainstorming teilnehmen.
Ja, jeder Mensch kann kreativ sein. Es ist ein Mythos, dass nur einige wenige von uns von der Muse der Kreativität geküsst auf die Erde gekommen sind. Kreativität ist uns allen angeboren. Der Neurobiologe Gerald Hüther geht sogar so weit, zu sagen, wir hatten das größte Potenzial, als wir gerade in der Eizelle befruchtet wurden. Da war noch alles möglich – und wir sind geboren worden in einen bestimmten Körper, hineingewachsen in eine bestimmte Familie, hineingelebt in eine bestimmte Kultur. Dort wird uns gelehrt, einiges zu entwickeln und anderes eben nicht. Wir kommen mit einer ausgeprägten kreativen Kompetenz auf die Erde, die uns dann eigentlich systematisch abtrainiert wird. Das passiert dadurch, dass wir sie nicht einsetzen müssen. Zum Beispiel durch das Schulsystem, wo uns gelehrt wird, dass es auf ein Problem nur eine Lösung gibt, nur richtig und falsch und nichts dazwischen. Dadurch haben wir bestimmte Fähigkeiten einfach verloren. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Wir können uns Kreativität auch wieder antrainieren, sie ist wie ein Muskel – und es gibt viele Techniken, die uns dabei helfen.
Wenn man am Schreibtisch sitzt und einfach nichts Kreatives kommt, ist es oft banal, aber auch wirksam, einfach mal aufzustehen, rauszugehen und an etwas ganz anderes zu denken – den Druck herauszunehmen. Mit Druck kann Kreativität nicht fließen. Wenn das Gehirn nur mit dem Stress beschäftigt ist, dann ist da überhaupt kein Raum für kreative Ideen. Wenn der Druck erst mal ein bisschen weg ist, dann gibt es unendlich viele Möglichkeiten, das kreative Gehirn zu stimulieren.
Ein absolutes No-Go sind große Egos. Wir leben in einer Welt, in der die Leistung Einzelner belohnt wird und wollen auch beim Brainstormen mal zeigen, dass wir die beste Idee haben. Das ist tatsächlich kontraproduktiv. Selbst die erfinderischste, kreativste Person auf Erden hat ihre Idee nicht von Anfang an zu Ende gedacht – und würde davon profitieren, wenn eine andere Person die Idee mit einer anderen Perspektive weiterentwickelt oder neu kombiniert.